Ein Schatz an Anekdoten

Hans Averdung und Hans Geppert sind seit 75 Jahren Schützen

Heessen – In der Gaststätte Walters gründete sich 1950 der Schützenverein Heessen 1835 nach dem Krieg wieder neu – an einem Sonntag nach dem Hochamt natürlich. Knapp 50 Personen sollen bei der ersten Versammlung anwesend gewesen sein, unter ihnen auch Hans Averdung und Hans Geppert Senior. Sie wurden jetzt auf dem Schützenfest für die unglaubliche Zeit von 75 Jahren im Verein geehrt.

„Das ganze Dorf stand damals hinter der Wiedergründung“, erinnert sich der heute 94-jährige Geppert. Sein Vater war schon Schützenbruder, dementsprechend war es für ihn eine Selbstverständlichkeit, dem Verein beizutreten. Averdung hatte zwar keine familiäre Vorprägung, aber auch für ihn war klar, dass er Schütze wird. „Das war eben so“, so der 95-Jährige. Ein ganzer Schwung junger Leute sei 1950 bei der ersten Versammlung oder kurz darauf in den Verein eingetreten – Freunde, Bekannte und er halt auch. „Die Gemeinschaft und das Feiern“, hat Averdung immer gut gefunden: „Und das Bier schmeckt ja auch.“

Die Biografien der beiden im Verein nehmen danach unterschiedliche Wege. Geppert, der 30 Jahre lang das Juweliergeschäft an der Amtsstraße betrieb, gründete mit einigen anderen Jungen ein paar Monate später die Avantgarde, wurde deren Kommandeur, bis er mit seiner Heirat ausscheiden musste. „Ich könnte ein kleines Buch darüber schreiben“, sagt er. Irgendwann schließt er sich der Alu-Gruppe an, die dieses Jahr ihr Goldjubiläum feierte. Averdung blieb im Hauptverein, darf sich aber ebenfalls „Ehrenavantgardist“ nennen. „Ich habe 50 Jahre das Laub gefahren“, erzählt er: „Erst zum Wald und dann zu den Häusern – und nach dem Fest haben wir es alles wieder abgeholt.“ Dafür erhielt er einen seiner vielen Orden, darunter wie Geppert einige mit Jahreszahlen: 25, 40, 50, 60, 65 und jetzt die 75.

Gab es bei den 1835ern etwas zu tun, packten beide mit an. „Wenn der Schützenverein rief, war ich da“, sagt Geppert. Dafür hat er seinem Altersgenossen die Königswürde voraus – und das gleich doppelt. Er holte als einer von ganz wenigen den Vogel in Heessen zweimal runter, nämlich 1958 (mit Anneliese Evens als Königin) und 1989 (mit Magret Geppert als Königin). „Das ist keine Selbstverständlichkeit in diesem Verein“, sagt er nicht ohne Stolz und erinnert sich noch lebendig an das 89er-Schießen. Während die anderen Versuch um Versuch abgaben, „bin ich um 17 Uhr dahin, habe drei Schuss gemacht, da war er unten“. Das sei nicht gewollt gewesen, aber „das zweite Mal als König habe ich richtig genossen“.

Averdung hatte am König-Sein „kein Interesse“, verzichtete auch auf andere Posten. Das holten dafür seine Söhne nach. Thomas ist 1. Vorsitzender (und König 2014), Johannes 1. Kommandeur (König 2001). Der Senior wiederum, der viele Jahrzehnte auch bei der Freiwilligen Feuerwehr war, hat vor allem die Feste, bei denen das Zelt auf der Wiese hinter der Gaststätte Kötter (heute ein Acker) stand, in bester Erinnerung. Denn das war quasi gegenüber von seinem Hof, der zur Dolberger Straße hin liegt. Einmal hätten ihn die Kameraden den Weg getragen, wovon er manch blauen Flecken davontrug, weil er die Äste der Pflaumenbäume abbekam. Mit seiner Kammel-Gruppe, die sich auch sonst oft auf dem Hof traf, gab es nach der Feier dort frühmorgens stets ein Eieressen. Und einmal nach der Parade ritten sie mit dem Schützenpferd fast bis in die heimische Küche …

Bei der ganzen Feierei hat der Landwirt die Arbeit nie vergessen. Die Kühe mussten schließlich gemolken werden. Außerdem sammelte er jahrelang die Milch von den benachbarten Höfen ein und brachte sie zur Molkerei an der Ahlener Straße.

Mittlerweile sind beide zu alt für das aktive Schützenleben. Averdung nahm die Ehrung aber persönlich entgegen. Geppert schaffte es hingegen nicht. Er zog vor elf Jahren zu seiner Lebensgefährtin nach Bad Wünnenberg, schafft die Strecke und den Tag gesundheitlich nicht mehr. „Das tut mir sehr leid“, sagt er. Der Verein wird die Auszeichnung aber nachholen. BORIS BAUR

Die Geehrten

Auf dem Schützenfest zeichnete der Schützenverein Heessen 1835 seine treuen Mitglieder aus: 
25 Jahre: Christian Reddig, Thomas Humpe, Ralf Schön, Norbert Stantze, Thomas Harren, Pater Kratzat, Jonas Kreickmann, Stefan Linhoff. 
40 Jahre: Ralf Frigge, Josef Leifeld, Wolfgang Möllenbrink, Ingo Schwennecker. 
50 Jahre: Ernst Görlitz, Bernhard Koether, Wilfried Koether, Hans-Josef Linhoff, Rainer Sauer, Lothar Suhr. 
60 Jahre: Ulrich Fischer, Bernd Philippi. 
75 Jahre: Hans Averdung.

Die Ehrungen für die Nicht-Anwesenden werden nachgeholt: 
25 Jahre: Peter Lingstädt, Andre Dreimann, Matthias Averdung, Martin Steinmann, Georg Ringk, Michael Kother. 
50 Jahre: Hermann Baumjohann, Heinz-Josef Mertens. 
65 Jahre: Rolf Kammel, Friedhelm Wieland. 
75 Jahre: Heinz Geppert Senior.

Quelle: Westfälischer Anzeiger Hamm – Freitag, 27. Juni 2025